Beckeninstabilität
Schmerzen in der Beckengegend kommen während der Schwangerschaft häufig vor. Untersuchungen zeigen, dass 50-60% der Frauen unter Beckenschmerzen oder unteren Rückenschmerzen leiden.
Schon früh in der Schwangerschaft sorgen Hormone dafür, dass das Becken geschmeidiger wird, indem die Bänder und der Knorpel des Beckens erschlaffen. Weil das Becken geschmeidiger wird, verläuft die Geburt leichter; das Baby hat mehr Platz durch den größeren Knochenabstand im Becken.
Die Erschlaffung verursacht bei manchen Frauen allerdings viel Schmerzen. Auch das Bewegen ist dann mühsam. Wenn Sie Schmerzen haben und sich schlecht bewegen können, redet man von einer Beckeninstabilität. Betrachten Sie es als eine übermäßige Lockerung des Beckens.
- Startschmerz: Eines der Merkmale von Beckenschmerzen ist der ‘Startschmerz’: Schmerzen, die bei Beginn einer Bewegung entstehen, z.B. aus einem Stuhl aufstehen.
- Langsamer von Müdigkeit und Schmerz erholen: Nach einem ermüdenden Tag braucht jeder zwischendurch einen Entspannungstag, um sich zu erholen. Sie gehen einmal früher ins Bett und das war‘s. Bei Frauen mit Beschwerden einer Beckeninstabilität ist das viel extremer: eine Stunde shoppen ist manchmal schon ausreichend, am nächsten Tag mehr Schmerzen und Müdigkeit als sonst zu spüren.
- Schneller ermüden: Schmerzen und Ermüdung gehen bei Beckenbeschwerden meistens Hand in Hand. Die Ermüdung tritt am schnellsten auf, wenn man an einer Stelle stehen bleibt und beim Schlendern. Zügiges Laufen erzeugt oft weniger Beschwerden. Radfahren ist oft besser auszuhalten als Spazierengehen. Das gilt nicht für jeden: die Schwere der Beschwerden spielt hierbei eine Rolle. Lange Zeit in der gleichen Position sitzen oder liegen ist oft unangenehm.
- Schmerzen vorn in der Mitte im Becken (oder am Schambein). Diese Schmerzen können entlang der Innenseite des Oberschenkels, zur Leiste oder Scheide ausstrahlen.
- Schmerzen links und/oder rechts unten im Rücken in Höhe der Lendengrübchen. Diese Schmerzen können über den ganzen Po, der Leiste, der Hinterseite der Oberschenkel und manchmal auch zum Unterbein ausstrahlen.
- Schmerzen am Steißbein (der niedrigste Punkt mitten unten im Rücken). Die Schmerzen nehmen oft zu bei Müdigkeit und bei bestimmten Bewegungen wie Bücken, Drehbewegung des Rückens, im Bett umdrehen, Radfahren auf einem unebenen Weg, Rennen oder andere stoßartigen Bewegungen.
Oft werden Beckeninstabilitätsbeschwerden als (untere) Rückenschmerzen abgetan und es wird empfohlen; ‘strengen Sie sich nicht an’. Das war früher auch die allgemeine Empfehlung, wenn tatsächlich Beckenbeschwerden festgestellt wurden. Seit einigen Jahren hat man diese Meinung geändert. Es hat sich herausgestellt, dass gerade ein zu langes Verbleiben in der gleichen Haltung, wie Sitzen/Stehen, die Beschwerden verschlimmern kann. Heute wird geraten: Bewegen - vor allem variiert und nicht anstrengend. Hören Sie auf Ihren Körper. In welchem Maße der Knorpel erschlafft ist, der diese Beckenbeschwerden verursacht, ist bei jeder Frau anders. Daher können die Beschwerden auch sehr unterschiedlich sein. Ein guter Physiotherapeut wird tatsächliche Beckenbeschwerden sicher erkennen können.
Ernsthafte Beschwerden können schon früh in der Schwangerschaft auftreten. Sie sollten Sie nicht ignorieren und auf Ihren Körper hören. Machen Sie einen Termin bei Ihrem Physiotherapeuten und besprechen Sie hier Ihre Beschwerden. Tipp: Anhand eines Skeletts ist es viel einfacher, anzuzeigen, wo Sie die Schmerzen fühlen. Oft kann der Physiotherapeut Ihnen dann Tipps geben, die die Beschwerden/Schmerzen vermindern werden. Sie werden wahrscheinlich nicht völlig verschwinden, aber mit dem Kräftigen Ihrer Muskeln können Sie die Beschwerden sicher so viel wie möglich begrenzen.
Mit den richtigen Tipps und richtiger Begleitung können Sie eine Menge Schmerzen vermeiden und/oder vermindern. Es ist auch gut zu wissen, dass die Beschwerden wieder weggehen, sobald Sie entbunden haben; Ihre Hormone sorgen dann wieder dafür, dass die erweichten Teile wieder ‘anhärten‘.